Von Notkirche zur Landwirtschaftsscheune
Am Samstag, dem 18. Juli 2015, versammelte sich eine große Gruppe von Freiwilligen des Bevrijdingsmuseums Zeeland auf dem Gelände der Familie Allemekinders in Baarland. Ihre Aufgabe: der Abbau der ehemaligen Notkirche von Ellewoutsdijk, mit dem Ziel, sie später im Befreiungspark in ihrem Originalzustand wiederaufzubauen. Alle brauchbaren Teile wurden sorgfältig inventarisiert und in die Werkstatt in Nieuwdorp transportiert.
Die Notkirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als vorübergehendes Gebetshaus genutzt, nachdem die ursprüngliche Kirche durch Kämpfe vollständig zerstört worden war. Die Deutschen hatten den Turm als Beobachtungsposten genutzt, wodurch dieser ein Ziel wurde. Am 22. April 1951, nach der Eröffnung einer neuen Kirche, erhielt die Notkirche eine andere Funktion: Sie wurde zu einer Landwirtschaftsscheune und Wagenremise der Familie Allemekinders in Baarland, wo sie fast 65 Jahre lang in Gebrauch blieb.
Vom Nissenhütten zur Wiederaufbauprojekt
Die Notkirche basierte ursprünglich auf einer Nissenhütte, die längs durchgeschnitten wurde, um einen breiteren Raum zu schaffen. Die offene Spalte wurde mit einem erhöhten, halbrunden Dach bedeckt, das mit charakteristischen Oberfenstern ausgestattet war, die viel Licht hereinließen. Die Dachkonstruktion ruht auf schön gestalteten, gebogenen Holzbögen, während die Front- und Rückwände aus Mauerwerk bestehen und das Dach mit einem schlichten Turmhelm versehen ist.
Als die Familie Allemekinders ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten einstellte, erhielt das Bevrijdingsmuseum Zeeland die Gelegenheit, das Gebäude zu übernehmen und wiederherzustellen.
Die Rekonstruktion begann mit der Restaurierung der authentischen Holzbögen in der Werkstatt, die dann zum Befreiungspark transportiert und dort aufgestellt wurden. Anschließend wurden die Bögen miteinander verbunden, und es begann der Wiederaufbau der Mauerwände und der Innenräume.
Traditionelles Handwerk und moderne Techniken
Der Wiederaufbau erforderte sowohl traditionelle Bauweisen als auch moderne Lösungen. Die Außenmauern wurden nach historischen Methoden gemauert, was eine Herausforderung darstellte, besonders wegen der schrägen Frontwand, die in einen kleinen Turm überging. Auf diesem Turm wurde ein Zinkdach mit einem Windhahn aufgesetzt, der gleichzeitig als Wetterfahne dient.
Nach dem Bau der Wände folgte die Montage des stahlernen Nissenhüttenrahmens und des Wellblechdachs. Wie im Original wurden die Platten doppelt verlegt, jedoch jetzt mit Glaswolle und Dampfbremse dazwischen, sodass die wiederaufgebaute Kirche den modernen Isolierstandards entspricht. Anschließend wurden die Fensterrahmen eingesetzt und mit Doppelverglasung versehen.
Auch die Heizung entspricht den modernen Standards. Im November 2015 wurden drei Erdwärmesonden bis zu 60 Meter tief in den Boden eingebracht. Später in diesem Jahr unterstützte eine Gruppe der 105. Pionierkompanie Wasserbau den Wiederaufbau. Sie verlegten rund 4 Kilometer Erdkabel und Schutzrohre, vom Hauptzählerkasten des Museums zum Zählerkasten der Kirche. Das Elektro- und Sanitärteam des Museums, unterstützt von zivilen Unternehmen, übernahm zusammen mit ihnen die Installationen im Gebäude.
Erinnerung und Bildung
In der wiederaufgebauten Notkirche befinden sich zwei Vitrinen. Eine davon beleuchtet die Geschichte von Ellewoutsdijk, mit einem besonderen Fokus auf die Notkirche selbst. Besondere Stücke in der Sammlung sind unter anderem das originale silberne Abendmahlsgeschirr aus dem Jahr 1906, ein Zinn-Abendmahlsgeschirr aus dem Jahr 1643, das während der Befreiung beschädigt wurde, die Pultbibel und ein authentisches Taufkleid mit einem Foto der ursprünglichen Trägerin.
Die zweite Vitrine ist dem Gedenken an die Kriegsopfer von Zeeland gewidmet. Verschiedene Objekte und Fotos zeugen von dem Leid, das diese Zeit brachte. Über Touchscreens können Besucher die zugehörigen Geschichten lesen und in einer integrierten Datenbank nach allen Zeeuws Kriegsopfern suchen.
Die Notkirche hat ihre kirchliche Funktion verloren, wird jedoch für Friedenserziehung genutzt. Das Gebäude ist mit einem Beamer, Leinwand und Lautsprecheranlage ausgestattet, wodurch es auch für Unternehmenspräsentationen geeignet ist. Darüber hinaus ist die Kirche ein offizieller Hochzeitsort.
Eröffnung und Dankesrede
Am 22. April 2016, genau 65 Jahre nach dem letzten Gottesdienst, wurde die wiederaufgebaute Notkirche von Ellewoutsdijk offiziell eröffnet. Dies war dank der finanziellen Unterstützung der Adriaan van ‘t Westreenen Stiftung, des vfonds, des Prins Bernhard Kulturfonds und verschiedener Unternehmen aus der Region möglich. Ein besonderer Dank gilt den Soldaten der 105. Pionierkompanie Wasserbau und den vielen Freiwilligen des Bevrijdingsmuseums Zeeland. Dank ihres Engagements steht dieses Stück Geschichte nun in voller Pracht im Befreiungspark.