
Objekt des Monats September 2024
Agfa-Boxkamera in Ledertasche
In unserer umfangreichen Sammlung historischer Artefakte befindet sich ein Objekt, das nicht nur technisch interessant ist, sondern auch eine tiefgreifende Geschichte von Mut und Entschlossenheit erzählt: eine schwarze Agfa-Boxkamera, sorgfältig aufbewahrt in einer braunen Ledertasche. Diese Kamera mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch die damit verbundene Geschichte macht sie zu einem der bemerkenswertesten Stücke in unserem Museum. Einst im Besitz von Jozina Maria de Ligny, einer jungen Frau aus Serooskerke, spielte diese Kamera eine entscheidende Rolle in ihrem Widerstand während des Zweiten Weltkriegs.
Die Kamera ist mehr als nur ein fotografisches Hilfsmittel; sie ist ein stiller Zeuge der gefährlichen Missionen, die Jos, wie sie bekannt war, in den letzten Monaten des Krieges unternahm. Während sich die Insel Walcheren auf das vorbereitete, was in die Schlacht an der Schelde münden sollte, riskierte Jos ihr Leben, um geheime deutsche Stellungen und Verteidigungsanlagen auf Film festzuhalten. Was als alltäglicher Gebrauchsgegenstand begann, verwandelte sich in ein Instrument, das zur Befreiung ihres Landes beitrug.
Die Geschichte hinter der Kamera
Im Sommer 1944, während der Krieg seine Schatten über Europa warf, lebten die Bewohner des zeeländischen Serooskerke in der Hoffnung auf eine baldige Befreiung. Die alliierte Landung in der Normandie hatte den Widerstand angefacht, und Jos, die Tochter des örtlichen Schmieds, wurde gebeten, eine gewagte Aufgabe zu übernehmen. Mit ihrer Agfa-Boxkamera in der Hand begann sie eine Mission, um deutsche Stellungen, Verteidigungsanlagen und andere strategische Ziele festzuhalten. Diese Fotos sollten sich als von unschätzbarem Wert für die Alliierten im Kampf gegen die Besatzer erweisen.
Am 16. September 1944 machte Jos eine Reihe von Aufnahmen, die sich als von historischem Wert erweisen sollten. Sie fotografierte den Abschuss einer V2-Rakete vom Gut Vrederust aus, einer Geheimwaffe, die London treffen und eine neue Ära der Kriegsführung einläuten sollte. Einige Tage später gelang es Jos erneut, Fotos zu machen, diesmal von einer V2-Rakete auf einem Lastwagen, der versehentlich durch die engen Straßen von Serooskerke fuhr. Ihr Mut und ihr scharfer Blick machten diese einzigartigen Aufnahmen möglich.


Im Bild: Widerstandsaktionen in Zeeland
Die Fotos, die Jos mit ihrer Agfa-Boxkamera machte, wurden schließlich an die Alliierten übergeben und spielten eine wichtige Rolle in deren Aufklärungsarbeit. Ihre Bemühungen blieben nicht unbemerkt; neben einem Dankesschreiben des britischen Luftfahrtministeriums wurde Jos persönlich von Königin Wilhelmina und Prinzessin Juliana während ihrer Besuche im befreiten Walcheren geehrt.
Heutzutage ist diese Kamera zusammen mit der vollständigen Akte von Jos de Ligny Teil der Sammlung des Bevrijdingsmuseums Zeeland. Dieses Objekt ist nicht nur ein historisches Artefakt, sondern auch ein kraftvolles Symbol für den Mut und die Entschlossenheit, die gewöhnliche Menschen unter außergewöhnlichen Umständen zeigen können. Diese Agfa-Boxkamera erzählt eine Geschichte, die weiterhin inspiriert und an eine Zeit erinnert, in der der menschliche Geist seine größte Stärke bewies.