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Objekt des Monats – Juni 2025

Ein Wiegenkorb im Krieg

Dieser scheinbar einfache Reisekorb aus geflochtenem Weidengeflecht ist ein stiller Zeuge der Auswirkungen des Krieges auf gewöhnliche Familien. Er gehörte der Familie Klaassen aus Breskens und wurde für ihren neugeborenen Sohn Andries Willem (André) verwendet, der am 4. Juli 1944 geboren wurde.

Keine drei Monate nach seiner Geburt wurde Breskens am 11. September 1944 schwer von der britischen Luftwaffe bombardiert. Das Ziel: den Rückzug deutscher Truppen über die Westerschelde zu verhindern. Der Hafen von Breskens spielte eine Schlüsselrolle in dieser Fluchtroute. Die militärische Wirkung blieb begrenzt, doch die Folgen für die Zivilbevölkerung waren verheerend. Das Zentrum von Breskens wurde größtenteils zerstört, und 184 Menschen kamen ums Leben.

Auf der Flucht mit einem Kind

Unter den Geflüchteten befanden sich Eliza (Eli) Klaassen (11. Januar 1916), seine Frau Isabella Maria (Bella) Klaassen-van Didden (30. August 1918) und ihr kleiner Sohn André. Alles ging im Bombenangriff verloren – bis auf ein paar Windeln und dieses Reisekörbchen, in dem André schlief. Mit diesem Körbchen in den Händen flohen sie nach Schoondijke, wo sie vorübergehend in einem Bunker untergebracht wurden.

Die Reise ging weiter nach Terneuzen, wo sie bei Elis Schwester Unterschlupf fanden, und anschließend nach Eindhoven, wo Bellas Mutter lebte. Dort verbrachten sie den letzten Kriegswinter. Erst nach der Befreiung kehrte die Familie nach Zeeland zurück. Eli fand Arbeit bei der Königlichen Gesellschaft De Schelde in Vlissingen. Am 11. Juni 1948 wurde ihr zweiter Sohn geboren: Eliza (Eli) junior.

Liebe, Verlust und stille Trauer

Das Reisekörbchen steht nicht für sich allein; es ist eine greifbare Erinnerung an eine tief persönliche Kriegserfahrung. Die Hochzeitsanzeige aus dem Jahr 1942, mit der Eli und Bella ihre Eheschließung bekanntgaben, und die Geburtsanzeige mit Foto von André aus dem Jahr 1944 zeigen die junge Familie in hoffnungsvollen Zeiten. Diese Hoffnung wurde jäh durch die Kriegseinwirkungen zerstört.

Die Familie Klaassen, die aus einer Binnenschifferfamilie stammte, wurde schwer getroffen. Mehrere Familienmitglieder wurden schwer verletzt oder kamen bei dem Bombenangriff ums Leben. Viele trugen dauerhafte körperliche Schäden davon, doch über das erlebte Trauma wurde kaum gesprochen. Wie in so vielen Familien jener Zeit blieb die Kriegserfahrung lange Zeit ein stilles Kapitel.

Ein kleines Objekt mit einer großen Geschichte

Aber dieses Körbchen spricht sehr wohl. Es erzählt von der Flucht mit nichts als dem eigenen Kind im Arm.
Von Schutz, Widerstandskraft und dem Beginn eines neuen Lebens nach einem zerstörerischen Ereignis. Es ist ein kleines Objekt mit einer großen Geschichte.

Bevrijdingsmuseum Zeeland
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