
Augenzeugenbericht: Marie Blommaart
Marie Blommaart aus Lamswaarde war erst 19 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Die heute 103-Jährige erinnert sich noch wie gestern an den Moment, als ihr Vater die Nachricht brachte, dass die Deutschen in die Niederlande einmarschiert waren. “Er war leichenblass. Es fühlte sich an wie ein brennender Schuppen, etwas, das nicht mehr aufzuhalten war.”
Die Familie Blommaart hatte zu dieser Zeit ein Geschäft in Lamswaarde. Als der Widerstand Marie’s Mutter fragte, ob jemand Lebensmittelmarken für Untergetauchte abholen könnte, antwortete sie ohne zu zögern: “Oh, das macht unsere Marieke schon.” Von diesem Moment an fuhr Marie mit ihrem Fahrrad und Taschen voller Lebensmittelmarken mit der Fähre hin und her nach Goes. Ohne dass sie es wusste, transportierte sie auch die Widerstandszeitung Trouw.
Jeden Abend holte Freek Bakker die Zeitungen an der Hintertür ab. Als Freek später festgenommen und gefoltert wurde, nannte er schließlich Marie’s Namen. Kurz darauf wurde auch Marie verhaftet.
Geschickter Umgang mit Verhören
Während der Verhöre stellte sich Marie dumm, obwohl sie durchaus Deutsch sprach. Sie tat so, als ob sie die Sprache nicht verstand, und ließ einen Dolmetscher übersetzen, wodurch sie mehr Zeit hatte, über ihre Antworten nachzudenken. Dieser kluge Umgang mit der Situation half ihr in diesen entscheidenden Momenten.
Im Gefängnis traf Marie die Widerstandskämpferin Hettie Voûte. Hettie brachte Marie bei, wie sie Nachrichten nach Hause senden konnte, indem sie geheime Botschaften in den Saum ihrer Handtücher nähte. Marie nutzte diese Methode, um ihre Familie über ihre Situation auf dem Laufenden zu halten.


Überleben im Lager Vught
Marie wurde schließlich ins Lager Vught deportiert. Auch dort schmuggelte sie kleine Nachrichten nach Hause, diesmal durch die Säume von Kleidungsstücken freigelassener Gefangener. Trotz der Entbehrungen hatte Marie das Gefühl, „Glück gehabt“ zu haben, da ihre Familie immer wusste, wo sie war und was mit ihr geschah.
Als Marie schließlich selbst nach Hause durfte, schmuggelte sie in ihrer eigenen Kleidung Nachrichten von Mitgefangenen nach draußen. Zu Hause angekommen wollte sie ihre Geschichte erzählen, aber die Menschen um sie herum sagten: „Vergiss es, es ist vorbei.“ Doch für Marie fühlte es sich nicht so an, als wäre es vorbei. Die Erinnerungen an ihre mutigen Aktionen im Widerstand würden sie immer begleiten.
Marie Blommaart
Sehen Sie sich unten die Geschichte von Marie Blommaart an, einer jungen Frau aus Lamswaarde, die während des Krieges mutig Lebensmittelmarken und Widerstandszeitungen transportierte und ihre Gefangenschaft durch kluge und kühne Handlungen überlebte. Ihre Geschichte zeugt von Entschlossenheit und der Kraft des Widerstands in den schwersten Zeiten.