
Augenzeugenbericht: Anna Lanooy
Anna Lanooy aus Sint-Annaland war 18 Jahre alt, als der Krieg ausbrach. Sie hatte bereits einen Freund, Gabriël, der im Dienst war und zum Militär einberufen wurde. In den ersten Kriegsjahren blieb es in Sint-Annaland relativ ruhig, doch das Dorf veränderte sich schnell unter der deutschen Besatzung. Jeden Samstag marschierten die Jeugdstorm und die Wehrabteilung der NSB in schwarzen Uniformen auf dem Schulhof.
“Es herrschte doch eine düstere Atmosphäre”, erinnert sich Anna. “Manche Leute schlossen die Fensterläden, um nichts sehen zu müssen. Es gab auch ältere Menschen, die das Wilhelmus sangen, und die wurden verhaftet.” In diesen Jahren verlor Anna Freundinnen, die sich der Jeugdstorm anschlossen.
Evakuierung nach Schiedam
1944 wurde die Insel Tholen von den Deutschen überflutet und die Bevölkerung musste evakuiert werden. Anna und ihr Vater durften zunächst bleiben, da ihr Vater Schmied war. Doch als auch das letzte Pferd verschwunden war, reisten sie dem Rest der Familie nach Schiedam hinterher. Gabriël blieb zurück. Von Schiedam aus war kein Kontakt mehr nach Tholen möglich, und Anna hörte 16 Monate lang nichts von Gabriël.


Überleben während des Hungerwinters
In Schiedam drehte sich alles ums Überleben. Während des Hungerwinters lief Anna stundenlang, um ein bisschen Essen zu bekommen. Sie erinnert sich an die Zuckerrübensuppe und Tulpenzwiebeln, die sie aß: „Ich habe wirklich Hunger erlebt. Das ist sehr schlimm.“ Als die Alliierten im April 1945 Kekse aus Flugzeugen abwarfen, schien es wie Kuchen, so besonders war es.
Am 5. Mai wurde auch Schiedam befreit. An diesem Tag wurde Anna von Gabriël überrascht, der mit Schokolade für sie und einem Spitzenkragen als Geschenk zurückkam. Innerhalb eines halben Jahres nach der Befreiung heirateten sie. Trotz der Freude über ihre Wiedervereinigung wurde wenig über die Entbehrungen des Krieges gesprochen. Dennoch blieb der Krieg immer eine unsichtbare Last, die auf ihren Nerven lastete: „Es hat immer irgendwie an deinen Nerven gearbeitet.“
Anna Lanooy
Lesen Sie unten die Geschichte von Anna Lanooy, einer jungen Frau aus Sint-Annaland, die die düstere Atmosphäre der deutschen Besatzung erlebte und während des Hungerwinters ums Überleben kämpfen musste. Trotz 16 Monaten der Ungewissheit über das Schicksal ihres Geliebten Gabriël hielt sie an ihrer Hoffnung fest. Ihre Geschichte ist ein Zeugnis von Durchhaltevermögen, Entbehrungen und der Kraft der Hoffnung in Kriegszeiten.