
Augenzeugenbericht: Arjaan Guiljam
Arjaan Guiljam aus Borssele ist zwölf Jahre alt, als der Krieg ausbricht. Der Moment ist ihm noch klar im Gedächtnis: „Am 10. Mai lagen wir im Bett und hörten Lärm. Deutsche Flugzeuge flogen tief über uns, mit Kreuzen auf dem Rumpf und Hakenkreuzen am Heck. Da wussten wir: das sind Deutsche.“ Kurz darauf finden heftige Kämpfe in der Umgebung von Kapelle statt, wo französische Soldaten tapfer gegen das Vorrücken der Deutschen kämpfen, aber schließlich in Kriegsgefangenschaft geraten.
Im ersten Jahr nach der Kapitulation ist es in Borssele relativ ruhig. Deutsche Soldaten kommen, um sich von der Front zu erholen, und halten Übungen im Dorf ab, wobei sie durch die Gärten und entlang der Häuser kriechen. „Mit Platzpatronen; die knallten genauso laut. Es war ohrenbetäubend,“ erzählt Arjaan.
Sabotage bei den Deutschen
Arjaan arbeitet bei einem Bauern als Pferdejunge, muss aber manchmal auch für die Deutschen arbeiten. „Am liebsten arbeitete ich für die Deutschen. Beim Bauern musste man Leistung bringen, aber bei den Deutschen war es so, dass je weniger man tat, desto besser es war. Das war Sabotage,“ sagt Arjaan lachend. Er erledigt seine Arbeit für die Deutschen absichtlich langsam, wie das Graben von Löchern, die er so langsam wie möglich aushebt. Beim Bäumefällen drehen er und ein Freund die Säge um, sodass sie nicht richtig durch das Holz schneidet. „Ein Deutscher kam vorbei und sagte: ‚der Arbeiten Gut,‘ aber wir machten nichts.“


Gefahr und Befreiung
Als die Alliierten näher kommen, wird es in Borssele immer gefährlicher. Arjaan sieht Bomben fallen und hilft nach einem Einschlag, zwei Frauen und zwei Kinder aus einem eingestürzten Haus zu retten – eine Erfahrung, die ihn tief bewegt. Die Bewohner müssen evakuieren, und Arjaan landet auf dem Bauernhof seines Onkels, wo deutsche Offizierspferde stehen. Seine Liebe zu Pferden vergisst er kurzzeitig, als er von einem deutschen Soldaten einen Schlag bekommt, weil er eines der Tiere streichelt.
In der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober 1944 beschießen die Alliierten die Küstenlinie. Arjaan erinnert sich an die hunderten Granaten und die Spannung im Luftschutzkeller. Kurz danach ziehen sich die Deutschen zurück und zerstören eine Kreuzung im Dorf. Arjaan fährt mit dem Fahrrad dorthin und entdeckt, dass die Befreier, die Kanadier, in der Ferne zu sehen sind. Er rast zu ihnen und bekommt ein Päckchen Zigaretten und ein Stück Schokolade. „Dann konnte ich zeigen: Ich habe die ersten Alliierten getroffen.“
Arjaan Guiljam
Mit dem Eintreffen der Kanadier ist Borssele befreit. Arjaan erinnert sich an diesen Moment, als wäre es gestern: „Und alles, was aus Borssele kam, ob christlich oder unchristlich. Wir tanzten alle.“
Lesen Sie unten die Geschichte von Arjaan Guiljam, einem Jungen aus Borssele, der sich auf einzigartige Weise widersetzte, indem er für die Deutschen bewusst langsam und schlecht arbeitete. Seine Geschichte ist ein Zeugnis von Widerstandskraft, Einfallsreichtum und der Freude über die Befreiung, die er zusammen mit seinen Dorfbewohnern feierte.